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Alles begann am 3.Oktober 1846, als Wilhelm August Kadach das Geschäft von Fleischermeister Sturm in der Georgenstraße 99, dem ehemaligen Stadttorwächterhaus übernommen hat. Nach dem Tod von Wilhelm August führte seine Frau Luise die Fleischerei erfolgreich weiter bis dann Sohn Paul Kadach, geboren 1867, in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist. Sein Sohn Werner (sen.), der 1902 das Licht der Welt erblickte, lernte ebenfalls im Betrieb seiner Eltern bis dieser dann 1937, nach seiner Meisterprüfung, das Geschäft übernahm. Dabei hatten seine Eltern in den Jahren zuvor allerhand zu tun den Laden in der chaotischen Zeit des 1. Weltkrieges und der Weimarer Republik am Laufen zu halten. Und dann brach kurze Zeit später bereits der nächste Krieg aus, als Werner Kadach (sen.) und seine Frau Frieda den Betrieb gemeinsam führten. 1945 folgte dann der Schock für die Junge Familie Kadach, als Werner Kadach (sen.) nicht aus dem Krieg zurückkehrte. Die Familie hoffte noch lange Zeit, bis sie erst 1949 erfuhren, dass Werner Kadach zwei Monate vor Kriegsende gefallen ist.
Trotz der widrigen Umstände und dreier Kinder (Anneliese, Hannelore und Werner), die sie zu erziehen hatte, brachte Frieda Kadach den Mut auf die Fleischerei alleine weiter zu führen. Zumal in der Nachkriegszeit viel improvisiert werden musste. Weißrüben wurden beispielsweise zu Sauerkraut gestampft, Grützwurst aus Schwarte und roter Lebensmittelfarbe in Papierdärmen verkauft und Molkereiprodukte wurden ins Sortiment aufgenommen.
1948 brachte sich die älteste Tochter Anneliese in den Fleischereibetrieb ein und unterstütze ihre Mutter tatkräftig, wie auch wenig später ihre kleine Schwester Hannelore. Bis dann zu guter Letzt der Jüngste, Sohn Werner, 1954 das Handwerk beim angestellten Fleischermeister Natusch erlernte. Ihm hatte Frieda die Meisterprüfung ermöglicht, um den Betrieb weiterführen zu können. 1956 wurde die Werkstatt unterkellert um einen Kühlraum zu schaffen.
1963 übernahm nun, nach erfolgreicher Meisterprüfung, Werner Kadach den Betrieb seiner Mutter mit Ehefrau Ingrid und 3 Angestellten.
Der nächste große Schritt in der Georgenstraße war 1972 die Vergrößerung des Ladens durch die Eingliederung des Tabak- und Spirituosengeschäfts A. Schlegel und der Bau eines weiteren Kühlraums.
Trotz der Erweiterung konnten die produzierten Mengen nicht den Anfragen der Kunden gerecht werden. Dennoch erhielt die Fleischerei 1980 keinen Kredit für einen Neubau. Erst als das Gebäude den Plänen einer Umgehungsstraße über die Pfortenstraße im Wege stand, wurde ein Kredit und auch ein neuer Standort für die Fleischerei bewilligt. 2 ½ Jahre wurde daraufhin die neue Fleischerei auf dem Kollerberg mit viel Eigeninitiative und der kleinen Baufirma Goretzki errichtet. Ende 1989 stand der Rohbau.
Und dann kam die Wende. Also wortwörtlich. Denn durch die Wiedervereinigung 1990 und die damit einhergehenden Veränderungen und Ereignisse in Ostdeutschland entfiel auch der Bau der Umgehungsstraße in Spremberg, wodurch das Geschäft am „Forster Eck“ in der Georgenstraße erhalten blieb. So kam es dann dazu, dass dieses Geschäft als 1. Filiale der Fleischerei Kadach betrieben wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits Werners jüngerer Sohn Per beim Fleischereigeschäft eingestiegen, der dann 1992 ebenfalls seinen Meisterbrief erhielt.
Als 1996 Werner und Per die Fleischerei Kadach als GbR gemeinsam führten stand eine große Veränderung in der Georgenstraße an. Gemeinsam mit Sven Kadach, Pers Bruder, wurde das Wohn- und Geschäftshaus, in dem die Filiale war, neugebaut. Nach über 2 Jahrhunderten war es einfach an der Zeit.
So wurde es auf dem Fundament des alten Gemäuers und den Resten der alten Stadtmauer unter vielen Denkmalsicherungsmaßnahmen errichtet, was wiederum die Bauzeit und Kosten merklich steigerte. Noch heute erinnert eine Tafel an der Hauswand und eine Markierung auf der Straße (ein roter Steinweg quer über die Straße) an den Verlauf der Stadtmauer.
Im April 1999 öffnete diese vollkommen neue und schicke Filiale am „Forster Eck“ wieder mit einem attraktiven Ladengeschäft, Imbissbereich und erstmals auch mit einem Käsesortiment im Angebot.
Nach 15 Jahren wurde dieses Geschäft nochmals umgestaltet bzw. modernisiert. Der Sitzbereich und Imbissbereich wurden erweitert und anschließend für die Kundschaft am 2.4.2014 neu eröffnet.
Das Gebäude am „Forster Eck“ erzählt eine lange Geschichte, es hat das Gesicht der Spremberger Altstadt aufgewertet und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. 😊